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Die Blechtrommel

Die Blechtrommel

Die Blechtrommel

Jugend im Nationalsozialismus

Als alleinerziehende Mutter und Geschäftsfrau gelang es Ida Grimm wohl nicht immer, sich angemessen um ihren Sohn zu kommen. Dieser war natürlich auch gewieft genug, dies zu erkennen und auszunutzen. 

Wie lange sich die Mutter das Spiel des Sohnes angesehen hat, ist mir nicht bekannt. Letztlich mündete dies allerdings im Aufenthalt am Pädagogigum Schwarzatal in Bad Blankenburg. Dort war er natürlich nicht der Einzige aus gutem Elternhaus. Das Zeugnis lässt auf eine gute Entwicklung des Jungen in der Privatschule schließen. 

Auf alten Bildern sind die Jungen in Uniform zu sehen. Die Uniform der Hitlerjugend. Als 1920 Geborener war Wolfgang bei der Machtergreifung Hitlers 13 Jahre alt. Er erlebte den Aufstieg der Nationalsozialisten und reifte später in deren Schulsystem zu einem erwachsenen Mann heran.

Man kann sich vorstellen, dass diese prägende Zeit bei manchen in späteren Jahren zu inneren Konflikten führten. Wurde doch das Erlernte und Vorgelebte in den letzten Jahren des dritten Reichs in Frage gestellt und danach als falsch angesehen. Wie mein Großvater damit umging kann ich nicht sagen. Es zählten damals auch andere Dinge, schließlich ging es nicht selten um die eigene Existenz.

Im April 2019 fand die Ausstellung #eigenGERÄUSCHE mit Werken von Günter Grass im Reichenbacher Neuberinhaus statt. Während des  Aufbaus der Ausstellung erinnerte ich mich an die Trommel in der Bodenkammer und bot an diese als Leihgabe zur Verfügung zu stellen. Und so war sie neben dem Buch in einer Vitrine zu sehen. Entgegen der Trommel aus dem Buch war sie nicht rot sondern grün bemalt. Jedoch steckt auch sie voller Geschichte.

Die Blechtrommel – Ausstellung #eigenGERÄUSCHE im Neuberinhaus, Reichenbach im Vogtland
Foto: Jens Meinel

Werbung – Der kleine Ziegenhirte

Werbung – Der kleine Ziegenhirte

Auch vor vielen Jahrzehnten kannte man das, was heute als Marketing von vielen Spezialisten angepriesen wird. Damals waren die Möglichkeiten natürlich geringer, der Kaufmann musste seine Kunden noch persönlich kennen und hatte sein CRM im Kopf.

Natürlich war man sich auch seinerzeit bewusst, dass man die Kunden auch gut über Geschenke (heutzutage sagt man Giveaways) locken kann. Am Besten noch Geschenke für die Kleinsten.

Somit gab es kleine Erzählbücher und Malhefte.

 

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Überschuldet in Trieb – 1661

Man redet zwar immer von der “guten alten Zeit”, jedoch war das Leben damals wohl eher herausfordernd gewesen. Fehlende soziale Absicherung, Kriegstreiben und Krankheiten machten den Menschen zu schaffen. In Steuerlisten ist ab und an mehr vom Leben unserer Vorfahren zu erfahren:

Caspar Hering. Hat vor ungefehr 10 Jahren von seinen Geschwistern undt Miterben das guth angenommen, aber noch nicht das geringste darauf bezahlen könen, weil er sich kaum mit seinem Weib undt kleinen unerzogenen Kindern nebst andern Abgaben dahin bringen kan, undt wo ferne die Schuldner in ihn würde tringen, Maßen Er solch Guth nicht den Dritten oder Viertentheil wie sene Eltern genießen kan, dahero weil die Zinßen von obigen Schulden von Jahr zu Jahren aufgelauffen, dieselben weit höher steigen als das guth an sich selbst werth ist…

Schocksteuerverzeichnis 1661, Nr. 786 / Häuserbuch Trieb, Herbert Steinmüller

Arbeitsdienst in Hattfjelldal (1940)

Arbeitsdienst in Hattfjelldal (1940)

Am 9. April 1940 hat Deutschland mit dem Unternehmen Weserübung die neutralen Staaten Dänemark und Norwegen überfallartig besetzt. Dänemark akzeptierte nach wenigen Stunden das Ultimatum der Deutschen, Norwegen lehnte ab. Die Schlacht um Narvik, welche die Deutschen fast verloren hätten, besiegelte letztlich das Schicksal Norwegens.

Im Norden Norwegens liegt der Ort Hattfjelldal. Hier wurde bereits im Jahre 1933 ein einfacher Landeplatz für Flugzeuge eingerichtet. Nachdem die Deutschen im Jahre 1940 die Kontrolle über das Gebiet übernahmen, begannen sie unverzüglich mit dem Ausbau des Flugplatzes. Mehr als 1000 Menschen waren am Ausbau beteiligt, hierbei wurden auch Arbeiter des Reichsarbeitsdienstes (RAD) herangezogen. Zuerst wurde der Platz mit Holz befestigt, später erfolgte der Ausbau mit einer Betondecke. Der Flugplatz ist der einzig noch bestehende betonierte Flugplatz in Norwegen und ist nach 70 Jahren immer noch täglich in Gebrauch.

Ziel des Ausbaus war die Nutzung des Flugplatzes für Tank-Zwischenstops der Junkers Ju 87. Dies wurde für Bombardierungen im Zusammenhang mit der Schlacht um Narvik genutzt.

 

Flugplatz Hattfjelldal

Mein Großvater leistete seinen Reichsarbeitsdienst in der Abteilung 2/376 in Hattfjelldal ab. Er war dort in der Zeit vom 17.07.1940 bis 08.11.1940 im Wehrmachtseinsatz Norwegen. Als Fahrer fuhr er einen Ford – V8 – 95 (3 to) Wagen.

Die norwegische Bevölkerung nahm die Arbeiter des Reichsarbeitsdienstes, die die Hakenkreuzbinde trugen, freundlich in Empfang. Sie dachten wohl, dass hier Österreicher zum Dienst gezwungen wurden. Die Arbeit war beschwerlich. Die Wege waren eng und teilweise unbefestigt. So kam es öfters vor, dass ein LKW in den Seitengraben rutschte und dort wieder herausgezogen werden musste.

Als Arbeitsmann erhielt er Ende September 1940 das Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse mit Schwertern.

 

Ich hatte vor mehreren Monaten die Fotos an die Kommune Hattfjelldal geschickt. Nach einiger Zeit kam nun ein erneuter Kontakt zustande. Es gibt scheinbar nicht viele Fotos von Deutschen aus dieser Zeit. Von den Motiven wurden, soweit möglich, die Standorte ausfindig gemacht.

So kann ich hier ein Vorher-Nachher-Bild von der Brücke präsentieren. Vielen Dank dafür an Terje Drevlandsjø.

Firma Otto Grimm

Firma Otto Grimm

Am 17. Juli 1872 wurde Otto Reinhard Grimm in Oberneumark geboren. Er heiratete am 17. Februar 1902 Ida Hedwig Schubert. Diese hatte von ihrem Vater ein Grundstück in der Vater-Jahn-Straße in Oberreichenbach geerbt.

Am 05. Juni 1903 erhielt Otto Grimm eine „Anzeigenbescheinigung“, auf welcher bescheinigt wird, dass er die Absicht hat „Kohlen-, Briquett- und Holzhandel“ zu betreiben. Auf dieser Bescheinigung wird das Brandkataster Nr. 104 genannt. Später gründet er am 05.07.1905 die Otto Grimm G.m.b.H. Über etwaige weitere Gesellschafter ist mir derzeit leider nichts bekannt.

Das Bürgerrecht der Stadt Reichenbach erhielt Otto Grimm am 09. Januar 1908. Ein Jahr später wird das Grundstück auf der Vater-Jahn-Str. mit einem Grundstück auf der Höferstr. getauscht. Somit ist man näher am Bahnhof und liegt zentraler. Der vorherige Besitzer des Grundstückes auf der Höferstr., Hermann Weiss, betrieb auch einen Kohlehandel. Er ist aber bei der Kundschaft dahingehend negativ aufgefallen, dass er beim Auskippen des Sackes mit jeder Hand ein Stück Kohle im Sack zurückhielt und somit einen Ruf als unehrlicher Kaufmann hatte.

Anzeigebescheinigung Otto Grimm 1903
Bürgerschein des Otto Grimm 1908
Werbung aus dem Reichenbacher Adressbuch 1911/1912

Im Jahr 1925 bekam Otto Grimm beim Abladen eines Pferdefuhrwerkes ein Kantholz auf den Kopf, welches ihn so unglücklich traf, dass er, am 21.11.1925 in Bad Elster an den Folgen starb. Danach wurden die Anteile an der Firma von Ida Grimm geb. Schubert übernommen.

Im Handelsregister wird die Tätigkeit der Firma wie folgt beschrieben:

„Handel mit Brennstoffen jeder Art, mit Futter- und Düngemitteln, sowie der Betrieb aller Geschäfte, die mit den vor Handel in unmittelbarem oder mittelbarem Zusammenhange stehen, ferner Fuhrgeschäfte und Spedition“

Zu diesem Zeitpunkt (5. Januar 1938) erscheint Ida Grimm allerdings schon nicht mehr in der Liste der Gesellschafter. In einer Anzeige vom 17. Juli 1937 gibt sie ihr Ausscheiden aus der GmbH bekannt und wirbt für ein Unternehmen, welches Sie unter eigenem Namen betreibt.

Am 01. April 1953 wird das Unternehmen auf Wolfgang Grimm umgemeldet.

Im Jahre 1990 wurden die Tätigkeiten der Firma eingestellt.

Anzeige zur Geschäftseröffnung 1937